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„Eine Stadt lebt ihre Geschichte“

Dieses Motto des Peter-und-Paul-Festes steht im Mittelpunkt des großen Mittelalter- und Bürgerwehren-Events in der Melanchthonstadt Bretten, das alljährlich am ersten Juli-Wochenende in der historischen Innenstadt authentisch in Szene gesetzt wird. Die Belagerung Brettens im Jahre 1504 durch den Herzog von Württemberg sowie der geglückte Ausfall der Belagerten bilden den geschichtlichen Hintergrund für das Treiben in der spätmittelalterlichen Stadt, in der auch die Traditionen der Bürgerwehr und des Schäfersprungs im Festprogramm nicht zu kurz kommen. Rund 50 historische Gruppen aus nah und fern sind am Peter-und-Paul-Fest beteiligt, das die die Vereinigung Alt-Brettheim in Kooperation mit der Stadt Bretten veranstaltet.

Die Festtage stehen jeweils unter einem eigenen Motto: am Freitag heißt es „Brettheim rüstet sich“, am Samstag „Brettheim verteidigt sich“ und am Sonntag „Brettheim huldigt dem Kurprinzen und feiert seinen Sieg“. Besondere Aufmerksamkeit widmen die Programmgestalter dabei auch Familien mit Kindern: Am Samstagnachmittag in der Simmelturmarena und auf dem Kirchplatz sowie am Montagnachmittag bei den beliebten Spielen „Vom Knappen zum Ritter“ kommt der Nachwuchs voll auf seine Kosten.

Akrobatik und Künstlerisches wird in Hülle und Fülle geboten. Zu den Festattraktionen zählt der große Gottesdienst zum Auftakt und die Festeröffnung am Freitag, der Zapfenstreich und Höhenfeuerwerk am Samstag sowie die ökumenische Morgenfeier, der offizielle Empfang der Stadt und natürlich der große historische Festzug mit bis zu 3.000 Gewandeten am Sonntag. Im Mittelpunkt dieses Festzuges befindet sich der prächtige Wagen von Kurprinz Ludwig, dem die Brettheimer die Ehre erweisen. Die Gruppe um Jungschützenkönig und Schützenkönig erinnert an das Freischießen früherer Zeiten. Außerdem gibt es einen großen Block historischer Bürgerwehren zu bestaunen. In der Sonntagnacht schließlich erinnert der schauerliche Pestzug an schwere Zeiten. Das Schwartenmagenfest am Montag und der Vergnügungspark auf dem Sporgassenparkplatz runden das umfangreiche Angebot ab.

Besinnlich geht es das gesamte Fest über im Melanchthonhaus mit Chören und höfischer Musik sowie in der Stiftskirche mit gregorianischen Gesängen zu. Darüber hinaus ergänzt ein attraktives Musikprogramm auf der abendlichen Marktplatzbühne den Reigen. Und für die Freunde des mittelalterlichen Tanzens wird selbstverständlich allspätabendlich auf dem Kirchplatz gesorgt.

Jubel!

„Wir haben es geschafft!" So titelte eine Pressemitteilung Ende 2014 die Tatsache, dass das Peter-und-Paul-Fest in der ersten Auswahlrunde in das bundesweite „Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes“ (www.unesco.de/immaterielles-kulturerbe) aufgenommen wurde.

Was hat die Expertenkommissionen in Baden-Württemberg und auf Bundesebene dazu bewogen, diese Entscheidung zu treffen? In einem Schreiben erklären der Vorsitzende des Expertenkomitees bei der Deutschen UNESCO-Kommission und der Generalsekretär der Kultusministerkonferenz, dass das Peter-und-Paul-Fest „für die Menschen der Region identitätsstiftend und von großer Integrationskraft für alle Bevölkerungsgruppen“ sei. Verwiesen wird in der Würdigung der Deutschen UNESCO-Kommission außerdem darauf, dass sich das Fest an „historischen Begebenheiten und Traditionen“ der Stadtgeschichte orientiert. Eben dies kommt in dem bereits seit Jahren verwendeten Festmotto „Eine Stadt lebt ihre Geschichte“ so trefflich zum Ausdruck. Und dies unter Bezug auf drei historisch verbriefte Quellen:

Da ist zum einen der Schäfersprung. Belege, welche bis ins Jahr 1634 zurück reichen, geben Zeugnis von einem Schäfermarkt in Bretten am 10. August, von dem berichtet wird, dass dort „seit alters“ ein Wettlauf stattgefunden habe. Im Zuge der Neubelebung des Fests nach dem zweiten Weltkrieg wurde eine Schäfergruppe ins Leben gerufen, welche beschloss, diese Treiben früherer Jahrhunderte wieder aufleben zu lassen.

Zum zweiten wird Bezug genommen auf die Entwicklung einer Bürgerwehrtradition. Ladebriefe zu einem Wettschießen sind bereits im 16. Jahrhundert belegt. Aus diesem Wettschießen wehrhafter Bürger entstanden später die Bürgerwehren. Die Brettener Bürgerwehr wird urkundlich erstmals im Jahre 1824 erwähnt. Die Statuten der damals „Bürgermilitärcorps“ genannten Wehr stellen auch erstmals einen Zusammenhang her zwischen dem sogenannten Freischießen, dem Volksfest und dem Ausfall am 28. Juni 1504 her. Schützenverein und Bürgerwehr sind es dann, die nach dem zweiten Weltkrieg für eine Wiederbelebung des Fests sorgen. Ältere Brettener bezeichnen das Fest deshalb noch als „Schützenfest“. Empfang der Gäste und großer Zapfenstreich am Samstag, ökumenische Morgenfeier und der Bürgerwehrblock im Festzug am Sonntag gehören zu den Höhepunkten des Peter-und-Paul-Fests.

Die dritte Quelle ist uns aus der Beschreibung Georg Schwartzerdts über die Belagerung der Stadt durch die Truppen des württembergischen Herzogs Ulrich im Jahre 1504 überliefert. Das Leben und Treiben in der Stadt jener Zeit, ihre Verteidigung gegen die Belagerer und schließlich der erfolgreiche Ausfall der Belagerten, welcher zum Abbruch der Belagerung und einem Waffenstillstand führte, werden an den drei Festtagen von Freitag bis Sonntag in der gesamten Innenstadt in Szene gesetzt. Die szenischen Darstellungen werden ergänzt durch ein buntes Lagerleben von etwa 50 eigenen sowie eingeladenen Gastgruppen mit attraktiven Einblicken in das Leben der spätmittelalterlichen Stadt.

Ausführliche Infos zum Fest bietet auch die erfolgreiche Fest-App.

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