Wo wurde in Brettener in den letzten 7600 Jahren gehandelt? Die Serie ist ein vorsichtig tastender Versuch, die Entwicklungsgeschichte Brettens anhand seiner verschiedenen „Marktplätze“ zu rekonstruieren. Grundlage sind die bisher bekannten Ausgrabungen und Quellen.
Bereits im ersten Jahrtausend vor Chr. liegt im Brettener Tal eine Kreuzung europäischer Handelswege. Viele Funde und Spuren deuten darauf hin, dass der Kraichgau um 500 v.Chr. ein blühendes keltisches Fürstentum ist. Vielleicht ist diese Zeit sogar eine der prächtigsten Perioden von Bretten. Um diese Vermutung zu vertiefen, müssten noch mehr Ausgrabungen erfolgen.
(Stefan Oehler)
Neben Salzhofen an der Salzach, Weißhofen an der Weißach und Diedelsheim am Riedgraben dürfte sich in der Keltenzeit, also im ersten Jahrtausend v.Chr. eine neue Siedlung entwickeln, genau da, wo heute Bretten liegt. Eigentlich ist dieser Süd-West-Hang für eine Siedlung ungeeignet, da es hier keinen Bachlauf gibt. In Rot sind die Handelswege dargestellt.
Aber der Höhenlinien Plan von Bretten zeigt ein eigenwillig herausragendes Plateau mitten in diesem Hang, just an der Kreuzung Richtung Pforzheim, Rhein und Donau. Von diesem Plateau aus lässt sich das ganze Brettener Tal effektiv kontrollieren. Wir sprechen vom heutigen Kirchplateau, auf dem wegen seiner strategisch günstigen Lage vermutlich im ersten Jahrtausend v.Chr., lange noch vor den Römern, ein Kontrollposten und damit eine Siedlung entsteht. Genau auf diesem Plateau ist der Ursprung der heutigen Kernstadt zu vermuten. Der Kirchplatz ist der erste Marktplatz der Brettener Kernstadt.
Der älteste bekannte Name Brettens von 767 n. Chr. bezeichnet diesen Ort als „Breteheim“. Das grimmsche Wörterbuch gibt dazu folgende Hinweise: Unser „breit“ hat in „breiden“ seine offenbare Wurzel, mhd. „breit“, alts. „brêd“, nnl. „breed“, urverwandt sind ihm litt. „platus“, lat. „latus“ für „platus“, die Vorstellungen der Breite und Ebene stehen einander nah, von Sanskrit „prithus“, griech. „πλατυς“, „platüs“, eben, glattflächig, breit, frz. „plateau“. Vielleicht erklärt diese Topografie den Namen „Breteheim“.
Viele Handelswege im Kraichgau gibt es bereits um 500 vor Chr. Der Nordschwarzwald ist zu dieser Zeit das wichtigste Eisen-Revier nördlich der Alpen. Die begehrten Erzeugnisse werden in Pforzheim (Portus = Hafen) gesammelt, um dann über Rhein und Donau nach ganz Europa verkauft zu werden. Keltischer Stahl ist bis nach Griechenland bekannt und begehrt. Bretten liegt mitten in diesem europäischen Handelsnetz, denn die günstigste Verbindung zwischen Rhein und Donau läuft genau durch das Brettener Tal. Dieser uralte Fernweg verläuft seit der Steinzeit vermutlich im Bereich der Friedrichstrasse.
Der keltische Stamm der Helvetier lebt um 500 v.Chr. in Nordbaden, bevor er von einfallenden Alamannen nach Süden Richtung Alpen vertrieben wird.