Wo wurde in Brettener in den letzten 7600 Jahren gehandelt? Die Serie ist ein vorsichtig tastender Versuch, die Entwicklungsgeschichte Brettens anhand seiner verschiedenen „Marktplätze“ zu rekonstruieren. Grundlage sind die bisher bekannten Ausgrabungen und Quellen.
Seit dem 10. Jhd. besitzt Bretten nachweislich Marktbestimmungen. Die Marktrechte für einen Wochenmarkt erhält Bretten im 11. Jhdt. Um 1100 gibt es im Kraichgau keine zehn Orte mit Marktrecht. Bretten ist einer davon, denn es ist die wichtigste Drehscheibe an der Kreuzung Richtung Pforzheim, Rhein und Donau. Diese verkehrsgünstige Lage ermöglicht seit tausenden von Jahren weitreichende Handelsbeziehungen in alle Himmelsrichtungen. Der Brettener Markt dient der Selbstversorgung. Um 1148 kommt sogar ein Münzrecht dazu, so dass mit der Brettener Silbermünze bezahlt werden kann. Zwischen 1240 und 1250 verleiht Eberhard von Eberstein schließlich Bretten die Stadtrechte. All das erhöht kontinuierlich die Einnahmen der Stadt und natürlich auch die des Fürsten.
Immer mehr Gebäude sammeln sich um diese Befestigung auf dem Brettener Plateau herum an, der alte Hof und die Gassen werden irgendwann zu eng für den wachsenden Handel. Man baut weiter oben die erste „Umgehungsstraße“ von Bretten. Diese neue Handelsstraße zwischen Bruchsal und Cannstatt wird heute Weißhoferstraße und Melanchthonstraße genannt. Die Verlagerung des Marktes vom Kirchplateau an diese neue Kreuzung dürfte im Mittelalter erfolgen. An einem neu angelegten Brunnen bildet sich der neue Marktplatz als eine keilförmige Aufweitung. Um 1400 wird der heutige Brunnen gebaut. Nach und nach entsteht hier der Marktplatz in den Proportionen, wie wir ihn heute kennen.
Ein Fürst kann seine Stadt entweder fördern und in sie investieren, oder aber verpfänden und verkaufen, weil ihm das Geld ausgegangen ist. Das hängt allein von seiner wirtschaftlichen und politischen Kompetenz ab. Bretten wird 1349 vom Markgrafen von Baden und Pforzheim an Ruprecht von der Pfalz erst verpfändet und schließlich verkauft. Damit beginnt die kurpfälzische Geschichte. Seither hat Bretten das Glück, sich als östlichste Stadt der Kurpfalz mit seiner verkehrsgünstigen Lage zu einem wichtigen Handelspunkt zu entwickeln. Es wird stetig investiert und sogar eine Stadtmauer gebaut.
Spätestens 1440 wird Bretten neben den Wochenmärkten zusätzlich das Recht verliehen, vier Jahrmärkte bzw. Krämermärkte pro Jahr abzuhalten. 1492 werden sie offiziell von Pfalzgraf Philipp bestätigt. Zu den Zeiten der Jahrmärkte geht es in Bretten besonders lebhaft zu, die Lastwagen kommen von nah und fern und die Gassen sind überall verstopft und zugeparkt. Kaufleute reisen aus Weil der Stadt, Reutlingen, Heilbronn, Schwäbisch Hall oder Nürnberg an. Gehandelt wird mit Tuchen, Kleidern, landwirtschaftlichem Gerät und Nahrungsmitteln. Gassenwirtschaften florieren, denn diese provisorischen Stände dürfen an den Jahrmärkten Speisen ausgegeben, was sonst nur den Wirten vorbehalten ist. Sowohl der Jahrmarkt als auch die Gassenwirtschaften werden mit den heutigen Peter-und-Paul-Fest fortgeführt.
Brettener Kaufleute besuchen im 15. Jahrhundert regelmäßig die Frankfurter Messe und bieten dort die Lederballen und Tuche aus Bretten an. Der Absatzmarkt der Brettener erstreckt sich um 1500 auf ganz Süddeutschland. Das bringt Geld in die Stadt, an dem alle Bürger partizipierten. Aber nur wenige Händler oder Kaufläute bringen es in Bretten zu größerem Reichtum. Die meisten Bürger sind Bauern oder Handwerker, die in den allermeisten Fällen ein bescheidenes Leben führen.