Die Märkte von Bretten - Teil 4

Bedrohung und Sternstunde, 16. Jhdt.

Wo wurde in Brettener in den letzten 7600 Jahren gehandelt? Die Serie ist ein vorsichtig tastender Versuch, die Entwicklungsgeschichte Brettens anhand seiner verschiedenen „Marktplätze“ zu rekonstruieren. Grundlage sind die bisher bekannten Ausgrabungen und Quellen.

Der Marktplatz ist Dreh und Angelpunkt während zwei lebensbedrohlichen Angriffen auf die kleine Amtsstadt. Dort herrscht viel Aufregung, Bürger, Rat und Vogt müssen sich hier immer wieder versammeln, es gibt viel Streit und noch mehr Geschrei. Georg Schwartzerdt, der spätere Schultheiß, berichtet in zwei Chroniken ausführlich über diese Bedrohungen Brettheims 1504 und 1525. Es ist ein Glücksfall, dass uns diese beiden Zeugnisse vorliegen. In beiden Fällen wäre von Bretten und seinen Bürgern nicht viel übriggeblieben, wenn die Angreifer Erfolg gehabt hätten. Haben sie aber nicht.

Das Gasthaus "Zur Korne" steht wohl am Marktplatz, seit es diesen gibt.
Foto: Aus dem Katalog zur Sparkassen-Ausstellung 1993, 500 Jahre Marktrecht

1504: Belagerung durch die Württemberger

Der Marktplatz ist Versammlungsplatz während der Belagerung durch ein württembergisches Heer. Bürger und meuternde Landsknechte müssen hier immer wieder beruhigt und bei der Stange gehalten werden. Am Marktbrunnen führt eine Streitigkeit sogar zu einem Totschlag. Legendär ist die Vollversammlung am Tag vor Peter-und-Paul. Den völlig überraschten Bürgern wird erklärt, wie sie jetzt sofort ein Ausfall gegen die württembergischen Belagerer durchführen sollen. Nachdem der Ausfall geglückt und die Belagerung Tage später abgebrochen wird, trifft man sich wieder auf dem Marktplatz, um Ludwig, dem Sohn des Kurfürsten zu huldigen. Das dürfte das Ur-Peter-und-Paul Fest sein. (genaueres ist im Buch „1504 vor Bretten“ zu finden)

 

1525: Bedrohung durch den Kraichgauer Bauernhaufen

Seit Monaten braut sich in Süddeutschland ein Bauernkrieg zusammen. Ein Kraichgauer Bauernhaufen bedroht Bretten. Wenn sich die Brettener nicht anschließen, würde man die Stadt überfallen und jeden erwürgen. Ein Kaufmannszug, der äußerst wertvolle Ladung transportiert, hat in der Stadt Zuflucht vor den Bauern gesucht. Den wollen sie erbeuten. Auch jetzt wird wieder heftig auf dem Marktplatz diskutiert und gestritten. Um die aufgebrachten Bürger zu beruhigen, spendieren der Kronenwirt und andere Bürger Wein für alle. Trotz lebensgefährlicher Bedrohung wird erst einmal ein großes Besäufnis auf dem Marktplatz organisiert. Das beruhigt die Gemüter. Und irgendwann zieht der Bauernhaufen einfach weiter. (genaueres ist im Buch „Bauernkrieg in Bretten“ zu finden)

Der Marktbrunnen ist der älteste Brunnen Brettens. Im Hintergrund sieht man das Haus der Großeltern Reuter, in dem Philipp und Georg Schwartzerdt aufwachsen.
Bild aus dem Katalog zur Sparkassen-Ausstellung 1999, Befestigt und belagert.

Sternstunde in Bretten

Am 16. Februar 1497 wird Philipp Schwartzerdt in Bretten geboren. Er und sein jüngerer Bruder Georg werden auf die Lateinschule nach Pforzheim geschickt, eine sehr exklusive Ausbildung. Philipp ist eine äußerst schmächtige Person, gerade einmal 1,50 Meter groß, zudem hat er eine dünne Stimme und einen leichten Sprachfehler. Man würde diesem unscheinbaren Jungen nicht allzu viel zutrauen. Das täuscht, denn er besitzt einen messerscharfen Verstand. Philipp ist in Griechisch, was gar nicht auf dem Lehrplan steht, außergewöhnlich begabt. Als Anerkennung verleiht ihm sein Großonkel Reuchlin den Namen „Melanchthon“. Das ist die wörtliche Übersetzung seines Familiennamens ins Griechische. Unter diesem „Künstlernamen“ wird er als Bildungsreformer, Humanist, Theologe und Reformator weit über Bretten hinaus bekannt. Für sein folgenreiches Wirken und Lehren als Professor in Wittenberg geht er als „Praeceptor Germaniae" (Lehrer Deutschlands) in die Geschichte ein.

Der kleine Philipp redet am Marktbrunnen mit Studenten auf Latein
Foto: Stefan Oehler
Newsletter
Ja, ich möchte "Die Trommel" kostenlos und unverbindlich erhalten.